Die Werkstätte Gemeinwesenarbeit (GWA) am bifeb existiert bereits seit 1979: Der Ring Österreichischer Bildungswerke brachte ihr damaliges Reformprojekt der gemeindebezogenen Erwachsenenbildung (EB) am bifeb ein. 1979 startete ein Team aus Vertreterinnen und Vertreter des bifeb (u.a. August Pöhn) und des Rings (u.a. Hannelore Blaschek) die Werkstätte Gemeinwesenarbeit (GWA). Dieses Team erweiterte sich bald um Aktivistinnen und Aktivisten aus der Gemeinde- und Regionalentwicklung (u.a. Anton Rohrmoser), in der Folge um weitere Vertreterinnen und Vertreter aus EB-Organisationen und der Sozialen Arbeit.
Ab 1979 etablierte sich die GWA in jährlichen Tagungen mit über 200 Projekten als Impulsgeberin des bildungs-, sozial- und kulturpolitischen Handelns in der gesellschaftskritischen EB-Praxis. So war die GWA in der EB etwa Pionierin bei der Einführung aktivierender Methoden wie Zukunftswerkstätten. In der Folge setzten sich Prinzipien und Methoden der GWA in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Programmen und Projekten, zum Beispiel in Form von Bürger- und Bürgerinnenbeteiligung, Raumplanung, Integrationsmaßnahmen, durch.
Die GWA versteht sich als freie Arbeit am Gemeinwesen, auch im Verständnis einer „befreienden Praxis“ im Sinne Paolo Freires. Hauptziel ist dabei, Probleme von Bürgerinnen und Bürgern oder Minderheiten in Gemeinden oder Stadtteilen als gesellschaftliche Probleme zu erkennen, zu analysieren und zu lösen. Handlungsanleitend sind hierfür Bildung im Gemeinwesen sowie solidarische und demokratische Grundwerte.
Allerdings gilt es zu bedenken, dass Gemeinwesenarbeit ebenso wie Gemeinwesen, Zivilgesellschaft usw. nicht per se kritisch, gut, fortschrittlich und nachahmenswert ist (Dieter Oelschlägel; Sabine Stövesand). Gemeinwesenarbeit ist mitunter auch anfällig, sich durch dritte Parteien vereinnahmen zu lassen. Daher sind kritische Bildung und gesellschaftspolitische Reflexion in der gemeinwesenorientierten Erwachsenenbildung zentral.
2021 konstituierte sich die GWA-Steuerungsgruppe neu und besteht heute aus sieben Vertreterinnen und Vertreter von EB-Organisationen und der Sozialen Arbeit: Genoveva Brandstetter (Ring Österreichischer Bildungswerke), Stefan Vater (Verband Österreichischer Volkshochschulen), Gerda Daniel (Arge-Region Kultur), Rahel Baumgartner (Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung), Karl Hochradl (bifeb), Christoph Stoik (FH Campus Wien, Soziale Arbeit) und Simon Andreas Güntner (TU Wien, Raumsoziologie).