Zeit für feministische Erwachsenenbildung

Auch in der Erwachsenenbildung ist das Thema der Gleichberechtigung und des Feminismus als gesellschaftliches Querschnittsthema längst präsent. Es ist jedoch bei weitem nicht ausreichend, auf eine Frauenquote zu achten oder geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, um die Gleichheit aller Menschen zu erreichen. Vielmehr bedarf es eines grundlegenden Verständnisses für die Zusammenhänge, Diskurse und Akteure im Themenkomplex von Feminismen und deren gegenläufigen Strömungen.

Wer sich mit Feminismus auseinandersetzt, stößt auf ein weites Feld von Fakten, unterschiedlichen Meinungen und politischen Diskursen. Unsere sprachliche Betonung des Plurals „Feminismen“ zeigt dabei die Vielfalt der Strömungen und Schwerpunkte innerhalb der feministischen Bewegungen auf, die jedoch das gemeinsame Ziel der Selbstbestimmung aller Geschlechter und der Beseitigung ungleicher Gesellschaftsstrukturen teilen. Gleichzeitig erstarken jedoch zunehmend Akteure und Positionen, die nicht nur antifeministisch, sondern damit auch demokratiefeindlich sind. In der Erwachsenenbildung ist es daher unerlässlich, den Blick für feministische und antifeministische Diskurse zu schärfen und somit in allen professionellen Handlungsfeldern kompetent und kritisch mit diesem Themenkomplex umzugehen. Dabei sollte stets eine intersektionale Perspektive in die (anti-)feministische Analyse einfließen: Feministische Fragestellungen können nicht im luftleeren Raum betrachtet werden, da Ungleichheitsstrukturen aufgrund des Geschlechts in den meisten Fällen auch mit Benachteiligungen aufgrund anderer sozialer Kategorien verwoben sind. Als omnipräsentes Thema kommen professionell Tätige in der Erwachsenenbildung in den unterschiedlichsten Bereichen und Handlungsfeldern mit (anti-)feministischen Diskursen in Berührung. Daher ist es relevant, diese Personen in der Sensibilisierung und Stärkung der eigenen Handlungskompetenzen zu unterstützen und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten.

Im Rahmen der DNAustria-Kampagne des BMBWF zur Stärkung des Vertrauens in Wissenschaft und Demokratie, widmet sich das bifeb dem vielschichtigen Themenkomplex globaler Feminismen und den damit verbundenen antifeministischen Gegenströmungen auseinandersetzen.

Die Veranstaltungen der neuen Reihe mit dem Titel „(Anti-)Feministische Perspektiven in der Praxis der Erwachsenenbildung“ sind ein Angebot zur Auseinandersetzung mit Aspekten wie Gleichberechtigung und strukturelle Ungleichheit, digitale (Anti-)Feminismen, Empowerment und Resilienz, Feminismen und politische Bildung, (Anti-)Feminismen im Bildungsbereich und vielen weiteren (Querschnitts-)Themen. Dabei strebt das bifeb im Sinne der Professionalisierung der Erwachsenenbildung den Austausch der Teilnehmenden und das Aufzeigen und Ausprobieren praktischer Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung der eigenen feministischen als auch erwachsenenbildnerischen Haltung an. Der Anspruch der Veranstaltungen ist daher nicht nur die Vermittlung von Fachwissen zur Einordnung von (Anti-)Feminismen, sondern auch das Angebot von Räumen für persönliche Empowermentprozesse und die Möglichkeit zur Vernetzung für Akteurinnen und Akteure sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Erwachsenenbildung.

Foto von Almut Röder

© Almut Röder
Praktikantin am bifeb (Feb./März 2024)
und studiert an der TU Chemnitz im Bachelor Pädagogik.
Schwerpunkte: Kritisch Interkulturelle Kommunikation sowie Erwachsenen- und Weiterbildung.

 

Foto von Verena Springer

© Verena Springer
Wissenschaftlich-pädagogische Mitarbeiterin am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb) Programmbereichsverantwortliche „Beratung in der Erwachsenenbildung“