Gemeinwesenarbeit in der Corona-Krise

Mit und nach der Corona-Krise: Transformation der Gemeinwesenorientierung in Erwachsenenbildung und Sozialer Arbeit?

Die Corona-Pandemie hat Gemeinwesenarbeit und gemeinwesenorientierte Erwachsenenbildung in ihrem Kern getroffen: als gesellschaftlichen Bereich, der von gemeinsamem Handeln und Lernen in direkter Kommunikation und in leiblicher Präsenz geprägt ist. Die Covid-Pandemie wird als „Brandbeschleuniger“ oder „Brennglas“ beschrieben, durch die sich gesellschaftliche Entwicklungen zuspitzen oder verstärken, die schon vor der Pandemie bestanden haben.

Neben der drängenden, durch Einsparungen mitverursachten Gesundheitskrise, verschärfen sich bestehende ökonomische und soziale Ungleichheiten. Diese zeigen sich beispielsweise in zunehmender Arbeitslosigkeit, Firmenpleiten und Wohnraumverlust. Distanz wird zur Tugend, ersetzt Nähe und Solidarität. Der pandemische Ausnahmezustand beeinträchtigt demokratische Prozesse. Grundrechte können schnell außer Kraft gesetzt werden. Maßnahmen wurden rasch und unter geringer Beteiligung breiter öffentlicher Diskurse getroffen. Grundrechte wie Versammlungsrechte sind unter Druck gekommen. Die Organisation von Menschen und deren Interessen wurde sehr eingeschränkt. Verschwörungserzählungen werden genutzt, um Menschen zu instrumentalisieren und gesellschaftlich zu spalten.

Durch die eingeschränkte Nutzbarkeit des öffentlichen Raums hat eine Verschiebung in private und digitale Räume stattgefunden. Zentrale Felder der Gemeinwesenarbeit sind von massiven und auch fragwürdigen Einschränkungen betroffen: etwa die soziale, politische und kulturelle Beteiligung im lokalen Gemeinwesen, das Engagement für Umwelt und Chancengerechtigkeit. Als besonders widersprüchlich erweist sich die massive Durchsetzung digitaler Kommunikation. Diese eröffnet neue und überraschende Möglichkeiten für Gemeinwesenarbeit und gemeinwesenorientierte Erwachsenenbildung, bewirkt aber auch neue Ausgrenzungen in den Gemeinwesen. Es stellt sich die Frage, wie diese Krisen auf Gemeinwesen und somit auf das gesellschaftliche Zusammenleben wirken.

Leitfragen der Tagung 

Welche Erfahrungen haben wir mit Gemeinwesenorientierung in der Pandemie gemacht und welche Herausforderungen stellen sich?

Befinden wir uns beim Neustart und der „Rekonstruktion“ von gemeinwesenorientierter Bildungs- und Kulturarbeit - mit und nach der Pandemie - auch mitten in einer Transformation der Gemeinwesenorientierung?

Was bedeuten die politischen und ökonomischen Verwerfungen, die sozialen und psychischen Auswirkungen der Corona-Krise für die Gemeinwesenarbeit?

Diese Fragen wollen wir im Rahmen der Tagung behandeln. Dabei wollen wir drei gesellschaftliche Entwicklungen in den Blick nehmen:

  • Verteilungsfragen
  • Demokratische Veränderungen
  • Räumliche Verschiebungen zwischen öffentlich, privat und digital.

Wir betrachten Praxiserfahrungen und Projekte von Gemeinwesenarbeiter_innen. In diesem Zusammenhang diskutieren wir entsprechende Entwicklungen und damit verbundene Herausforderungen.

von der Werkstätte Gemeinwesenarbeit