Tagung Gemeinwesenarbeit 2025

Keynote - Yuri Kazepov: Die räumliche Dimension von Sozialpolitik und das Stadt-Land-Gefälle

Die räumliche Dimension sozialpolitischer Maßnahmen sowie die Rolle von Städten und ländlichen Regionen als unterschiedliche Kontexte für die Entwicklung von Strategien zur sozialen Inklusion wurden in der vergleichenden Sozialpolitik lange Zeit vernachlässigt. Hingegen wird in der Stadt- und Regionalforschung die Bedeutung nationaler Regulierungsmechanismen häufig unterschätzt, und die strukturelle Einbettung von Städten und lokalen Verwaltungen wird oftmals außer Acht gelassen. Die Stadt-Land-Kluft wird dabei vor allem in Bezug auf das Innovationspotenzial urbaner Räume betrachtet.

Im Vortrag wird ein analytisches Rahmenkonzept präsentiert, das aufzeigt, wie territoriale Ungleichheiten entstehen und strukturiert werden. Zudem wird der Ansatz der sozialen Investitionen diskutiert und folgender Frage nachgegangen: „Wie lassen sich sozialräumliche Ungleichheiten in Beschäftigung und Arbeitslosigkeit – z.B. in Österreich – wirksam reduzieren?“ Die territorialisierte Version des Social Investment-Ansatzes wird dabei als ein konzeptioneller Zugang vorgestellt, der darauf abzielt, die Arbeitsmarktteilhabe aller Altersgruppen zu stärken. Im Mittelpunkt stehen die Bekämpfung von Bildungsdefiziten sowie die Überwindung der Diskrepanz zwischen den Anforderungen des Arbeitsmarktes und bestehenden Berufsbildungsstrukturen.

Yuri Kazepov ist Professor für Stadtsoziologie an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien. Seine Forschungsinteressen gelten der territorialen Dimension von Sozialpolitik in vergleichender Perspektive. Dabei befasst er sich unter anderem mit sozialer Innovation, Multilevel-Governance und partizipativen Praktiken. Zu diesen Themen führt er umfangreiche Forschungen auf europäischer Ebene durch. Zu seinen Publikationen zählen unter anderem: Local Social Innovation to Combat Poverty: A Critical Appraisal (herausgegeben gemeinsam mit Stijn Oosterlynck und Andreas Novy). Zudem war er Mitherausgeber des Handbook on Urban Social Policy. International Perspectives on Multilevel Governance and Local Welfare (2022), sowie – gemeinsam mit Roland Verwiebe – von Vienna. Still a Just City?

Wirbelfeld ist eine Weiterführung des Formats „artist in residency“, das Künstlerinnen und Künstler längerfristig in eine ländliche Region einlädt und mit lokalen Kulturschaffenden, Künstlerinnen und Künstlern, Handwerkerinnen und Handwerker sowie Bewohnerinnen und Bewohner zusammenbringt. Das Projekt stärkt die lokale Kulturlandschaft durch die Vernetzung verschiedener Gemeinden und Szenen und macht sie für Außenstehende und überregional sichtbar. Wirbelfeld schreibt damit Narrative über ländliche Kulturszenen aktiv mit.

Kontakt: Magdalena Hubauer und Katharina Spanlang

Die fünf Akteurinnen bringen die eigene Betroffenheit als Bäuerinnen am Hof, in Familie, Dorf und Land seit 1999 auf die Bühne. Spielerisch zeigen sie, wie sich Agrarpolitik und neoliberalen Entwicklungen in Feld und Stall auswirken. Die „Miststücke“ rücken das Bild über Landwirtschaft und Bäuerinnen zurecht, sie halten humorvoll einen Spiegel vor und brechen verhärtete Strukturen auf. Die Szenen spiegeln den Alltag wider.  Zudem erhellen sie aktuelle landwirtschaftliche und gesellschaftspolitische Herausforderungen und enthüllen das Macht-Ohnmacht Gefälle in den Beziehungen von Mann-Frau, Generationen und der Politik.

Kontakt: Maria Vogt und Annemarie Pühringer-Rainer

Die Vorträge sollen typische Themen des urbanen Raums in die Gemeinden bringen, um die Menschen vor Ort über Wissenschaft, Bildung und Digitalisierung zu informieren.

Kontakt: Heike Steinmetz

Immer mehr Menschen fühlen sich an mehr als einem Ort zuhause. Gleichzeitig sind sie offen für neue Begegnungen und wollen ihre Umgebungen aktiv mitgestalten. Die Plattform „Stadt.Land.Inn“ fördert vom Innviertel aus den Austausch zwischen Land und Stadt, zwischen „Dosign“ - also Menschen aus der Region -, Zugezogenen und Rückkehrerinnen und Rückkehrern und macht „Multilokalität“ im Innviertel mit all den Vorteilen und Herausforderungen sichtbar. Denn wir sind davon überzeugt, dass die Vielfalt an Perspektiven das Zusammenleben in der Region bereichert.

Kontakt: Melanie Ossberger

Soziale Gemeindeentwicklung ist eine Reaktion auf tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen, die von zunehmender Individualisierung, schwindender analoger Begegnung und wachsender Einsamkeit geprägt sind. Das zentrale Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität durch die Förderung des sozialen Zusammenhalts und der Stärkung demokratiefreundlicher Rahmenbedingungen. Dies soll gelingen durch die Schaffung unterschiedlichster Begegnungsmöglichkeiten, von Begegnungsräumen, der Unterstützung von Freiwilligem Engagement und der Förderung einer Kultur des Teilens und der gegenseitigen Hilfe.

Website: https://www.gemeindeentwicklung.at/de/gemeindeentwicklung/gemeindeprojekte

Kontakt: Alexander Glas, Soziale Gemeindeentwicklung

Die Arbeitsgruppe Gewaltprävention, ein Zusammenschluss von Sozial- und Bildungseinrichtungen im Bezirk Alsergrund und koordiniert vom ASH-Forum, hat den Bedarf an einem geschützten Raum für Frauen erkannt und unter Mobilisierung von Ressourcen ein Angebot aufgestellt. Das wöchentliche Angebot FrauenLernRaum verbindet zwei Notwendigkeiten von Frauen in Wien: Lernen für (Deutsch)Prüfungen und Netzwerke bilden. Freiwillige und Hauptamtliche aus dem ASH-Forum unterstützen die Teilnehmenden je nach Bedürfnis und schaffen gemeinsam einen Ort der Verbundenheit. Im Panel wird diskutiert, wie Netzwerke und Angebote bedürfnisorientiert auf lokaler Ebene entstehen können.

Webseite: https://www.ash-forum.at/site/gewaltpraevention

Kontakt: Angelika Neuner

Wie kann es gelingen aktuelle Themen (Energie, Klima, Wirtschaft uvm.) mit den unmittelbaren Lebenswelten der Menschen in der Gemeinde/Region zu verknüpfen, damit sie für möglichst viele von Interesse sind und zur Teilnahme anregen. Dies zu beantworten ist Motivation und gleichzeitig Aufgabe des örtlichen Bildungswerks seit 2011. Über die Jahre entstanden so immer wieder neue Formate und gut besuchte Veranstaltungen mit einem breiten Themenspektrum. Da dem Bildungshaus auch das Sichtbar-Machen und Aufzeigen der Lebensrealitäten und Leistungen von Frauen ein Anliegen ist, wurde die Initiative „Frauen am Land“ gegründet, um Frauen aus und über die Region hinaus anzusprechen.

Website: http://frauenamland.at

Kontakt: Tatjana Nikitsch

Das Bildungszentrum Saalfelden hat im Sommer 2024 ein gemeinnütziges, inklusives und nachhaltiges Café eröffnet. Als Außenstelle der Öffentlichen Bibliothek mit Möglichkeiten zum Treffen und Austausch – einen sogenannten dritten Ort.

Ziele:

• Es werden Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung geschaffen.
• Es wird Zuverdienstmöglichkeiten für ältere Menschen geben.
• Es ist gleichzeitig Außenstelle der Öffentlichen Bibliothek im Zentrum mit einer guten Auswahl an Tageszeitungen, Zeitschriften und Büchern.
• Kostenlose Bildungsangebote bereichern den Ort.
• Gesprächskreise / Erzählcafès werden eingerichtet.
• Treffpunkte zum Austausch rund um Lebenssituationen und unterschiedliche Themen sowie für Gruppen sind gegeben.

Kontakt: Andrea Hain

Einsamkeit in der Großstadt wird häufig mit älteren Menschen in Verbindung gebracht. Doch auch jüngere Menschen leben in Wien oft isoliert, weil sie erst neu in Österreich angekommen sind und von Ausschließungsmechanismen betroffen sind. In vulnerablen Lebenssituationen wie z.B. als allein Erziehende, als queere Menschen, als Menschen mit Behinderungen ist die Gefahr der Vereinsamung besonders gegeben. Erschwerter Zugang zum Arbeits- und Wohnungsmarkt und finanzielle Schwierigkeiten verschlechtern die Isolation zusätzlich.
Nachbarschaftszentren sind Treffpunkte für Menschen in der Großstadt. Mit verschiedenen Angeboten in den Nachbarschaftszentren reagieren sie gemeinsam mit den Menschen im Grätzel aktiv auf die Anonymität der Großstadt und gehen auf die Bedarfe der Gruppen ein.

Kontakt: Verena Mayrhofer Iljic und Heidelinde Pelka

"Kooperativ Ternitz" befasst sich mit der Revitalisierung der Dreiersiedlung, einer ehemaligen Arbeiterinnen- und Arbeitersiedlung in der Gemeinde Ternitz in Niederösterreich. Es hat die kooperative Transformation des Siedlungszentrums, der Infrastrukturen und öffentlichen Räume sowie der Mobilitätsformen zum Ziel - mit Involvierung von Bewohnerinnen und Bewohnern sowie lokalen Akteurinnen und Akteuren und einem Fokus auf kooperative Praktiken und Ko-Kreation. Hervorzuheben ist die Weiterentwicklung des "Volkshauses" als Siedlungszentrum unter Beteiligung von Artist Residencies, sowie der Einsatz von Methoden des „Tactical Urbanism“ in Form von Freiraum Experimenten, welche vielfältige Nutzungen von gemeinschaftlichen und öffentlichen Räumen, Umgestaltungen des Straßenraums und neue Infrastrukturen für Klimaresilienz erproben.

Website: https://www.dreiersiedlung.at/ und https://klimaneutralestadt.at/de/projekte/tiks/kooperativ-ternitz-neue-kooperative-modelle-fuer-klimaresiliente-siedlungsrevitalisierung.php

Kontakt: Katharina Kirsch-Soriano da Silva und Lukas Botzenhart

„Wohnen im Dialog“ (WiD) ist ein seit 2012 bestehendes Projekt, welches daran arbeitet, durch aufsuchende Sozialarbeit das Zusammenleben in definierten Wohngebieten nachhaltig zu verbessern. An sieben Standorten sowie mobil unterstützen wir Bewohnerinnen dabei, ihr Umfeld aktiv mitzugestalten, Begegnungen zu fördern, Konflikte zu lösen, Segregationstendenzen vorzubeugen und die Lebensqualität zu steigern. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Wohnen im Dialog“ dienen dabei als Vermittlerinnen und Vermittler zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern, Behörden sowie anderen Akteurinnen und Akteuren.

Kontakt: Isabella Oberkanins und Markus Stüger