Bericht: Bildung - Medien - Demokratie: Tagung Kritische Medienkompetenz 2022

Die Tagung am 3./4. Oktober 2022 widmete sich dem Zusammenhang von Demokratiebildung und kritischer Medienkompetenz und diskutierte darauf aufbauend Handlungsansätze für die Erwachsenenbildung.

Die Tagung widmete sich im zweiten Jahr dem Zusammenhang zwischen Demokratiebildung und kritischer Medienkompetenz vor dem Hintergrund zunehmender Desinformation, Polarisierung und „Datafizierung“ der Gesellschaft und diskutierte darauf aufbauend Handlungsansätze für die Erwachsenenbildung.
Am ersten Tag standen die Impulsreferate der Wissenschaftler*innen Maren Beaufort (Österreichische Akademie der Wissenschaft / ÖAW) und Georg Materna (JFF – Institut für Medienpädagogik) und die zusammenführende Diskussion im Mittelpunkt. Am zweiten Tag wurden die Inputs in mehreren Workshops vertieft, die Katharina Biringer (Österreichische Akademie der Wissenschaft), Jeffrey Wimmer (Universität Augsburg) und Edma Ajanovic (Universität für Weiterbildung Krems) geleitet wurden.

Bedeutung von Medienpluralismus für demokratische Gesellschaften – Befunde für Österreich. Maren Beaufort (European University Institute)

Ein durch die gesellschaftlichen Transformationsprozesse bedingter Wandel des Demokratieverständnisses geht auch mit einem Wandel der öffentlichen Sphäre und damit der Rolle der Medien einher, wobei Pluralität der Schlüssel zu jeder Form demokratischer Öffentlichkeit zu sein scheint. Nun besteht in Österreich laut Media Pluralism Monitor des Center for Media Pluralism and Media Freedom ein Risiko, dessen Bedeutung für die demokratische Ordnung im Rahmen dieses Vortrags beleuchtet werden soll.

Dr. Maren Beaufort erforscht am European University Institute das Phänomen der Desinformation im öffentlichen Diskurs und im regulatorischen Umfeld. Seit 2016 nimmt sie am Medienpluralismus-Monitor der Europäischen Kommission teil. In der Arbeitsgruppe „Media, Politics, and Democracy“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften liegen ihre Schwerpunkte u.a. in den Bereichen: Medienpluralismus, Medienkompetenz, Demokratie und Medien und Medienumgebungen im Wandel.

Die postdigitale „Neue Unübersichtlichkeit“. Paradoxien, Dilemmata und Konsequenzen des Wandels von Öffentlichkeit und Meinungsbildung aus medienpädagogischer Sicht. Georg Materna (JFF München)

Habermas Buch „Die Neue Übersichtlichkeit“ erschien bereits 1985, der Titel des Buches ist jedoch weiterhin Programm: Sich einen Überblick über den digitalen Wandel und seine Auswirkungen zu verschaffen, ist kein einfaches Unterfangen – und wird auch diesem Input nicht gelingen. Dennoch gibt es aus medienpädagogischer Sicht einige Punkte, die von besonderem Interesse sind.

Ausgehend von drei Thesen wird mein Input Schlaglichter auf den Forschungsstand zum Wandel von Öffentlichkeit und politischer Meinungsbildung werfen. Eingehen möchte ich dabei zum einen auf strukturelle Veränderungen und zum anderen darauf, wie junge Menschen in ihrem alltäglichen Medienhandeln mit diesen umgehen. Dafür werde ich u. a. auf Studien eingehen, die am JFF in den letzten Jahren durchgeführt wurden. Abschließend werden daraus entstehende Konsequenzen für die Bildungsarbeit kritisch reflektiert und zur Diskussion gestellt.